Dominik Deubner: „Nachhaltigkeit ist Vertrauenssache!“

Dominik Deubner verrät, warum es bei nachhaltigen MICE Events vor allem um die Einstellung geht.

Author: Lorelyne Lejay

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Nachhaltigkeit

3 min Lesezeit
Dominik Deubner

Dominik Deubner ist Gründer und Inhaber des MICE Clubs, befindet sich im ständigen Austausch mit MICE-Experten und verriet uns im Interview, warum es bei nachhaltigen MICE Events vor allem um die Einstellung geht.

 

Herr Deubner, Sie tauschen sich regelmäßig mit MICE-Planern aus. Gewinnt Nachhaltigkeit bei der Planung von Events an Bedeutung?

Auf jeden Fall! Das Thema ist in unserer Branche nicht erst seit der Fridays for Future-Bewegung in aller Munde. Die MICE-Branche ist nun mal per se eine sehr verschwenderisch daherkommende Branche: Anreise, Transfers, Catering, aufwendige Bühneninszenierungen – vieles wird nur für einen Anlass einmalig produziert und verwendet und dann wieder entsorgt: Hier kann und muss unsere Branche eine Vorreiterrolle einnehmen und Überzeugungsarbeit leisten.

Und wie überzeugt man Agenturen und Kunden diese Rolle einzunehmen?

Der erhobene Zeigefinger und der Appell an das schlechte Gewissen sind auf jeden Fall die falsche Herangehensweise. Nachhaltigkeit können wir nur implementieren, wenn wir Menschen mitnehmen. Hier dürfen wir nicht dogmatisch werden, müssen bewusst sensibilisieren, mit Argumenten überzeugen. Wir müssen verdeutlichen, dass es sich bei nachhaltigen Alternativen nicht um einen Verlust im Sinne von Verzicht handelt. Ein schönes Beispiel ist die Einlagerung von Messeständen. Wiederverwerten statt neu kaufen, ist nicht nur ökologischer, sondern spart sogar Kosten. Damit können wir andere neugierig machen.

Trotzdem ist das Budget oft ein Argument gegen nachhaltige Alternativen. Eine legitime Haltung?

Nein. Die Wertschöpfungskette darf nicht auf den Preis ausgerichtet sein. Wir können den nächsten Generationen einfach keinen verbrannten Planeten hinterlassen. Und immer mehr Unternehmen verstehen, dass ihr Business nicht mehr lange funktionieren wird, wenn sie nicht bewusst und nachhaltig denken. Wir müssen erkennen, wie wichtig es ist, sein Verhalten zu ändern. Und dann kann das Feedback sein: Hey cool, ich war gerade auf einer nachhaltigen Veranstaltung.

Welche Verantwortung trägt hier die Agentur? Welche der Kunde?

Die meisten Kunden haben noch nicht das Bewusstsein. Deswegen trägt die Agentur als kreativer Ideengeber die Verantwortung. Sie ist der Innovationstreiber. Aber es gibt auch Kunden, die das Thema besetzen, einen Kodex haben. Leider werden solche Ethikrichtlinien noch zu oft einfach an die Agentur gesendet ohne diese Werte zu leben. Manchmal möchte ich Kunden dann fragen, wie das funktionieren soll, dass das Catering möglichst billig sein soll, aber die verarbeiteten Produkte von regionalen Erzeugern kommen sollen. Hier wünsche ich mir mehr Konsequenz.

Und das Argument „plastikfrei“. Kann das bei Pitches entscheidend werden?

Es gibt in der Tat immer häufiger Ausschreibungen, in denen die Vermeidung von Einweggeschirr als Entscheidungskriterium bei der Vergabe herangezogen wird. Wir bieten daher zum Beispiel Workshops zum Thema Nachhaltigkeit an, um gerade Unternehmen auf Anbieterseite stärker für das Thema zu sensibilisieren.

Damit sind wir bei der CO²-Kompensation. Ihre Meinung?

Hier ist Vermeidung wichtiger als Ausgleich. Wir empfehlen zum Beispiel stets eine klimaneutrale Anreise, inkludieren ein Veranstaltungsticket der Deutschen Bahn. Die Emissionen, die anfallen, gleichen wir aus. Das ist uns wichtig. Trotzdem liegt es nur begrenzt in unserer Hand, Kunden zu überzeugen, es uns gleich zu tun. Manchmal hilft es vorzurechnen, dass der Ausgleich nur im zweistelligen Bereich liegt. Wer seine Events als klimaneutral bewerben möchte, für den ist CO²– Kompensation aber entscheidend. Besonders, wenn die Destination mit der Bahn gar nicht zu erreichen ist. Wenn wir nicht mehr fliegen, verlieren wir wichtigen kulturellen Austausch. Das kann nicht die Lösung sein.

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Auf der TechXperience servierten Sie einen Tag lang rein vegetarisches Essen. Ist das die Zukunft?

Bei mehrtägigen Veranstaltungen sollte ein vegetarischer Tag die Zukunft sein, ja. Es ist eine wichtige Message, gesünder, und wir haben ausschließlich positives Feedback erhalten. Ich muss aber auch gestehen, dass die Idee von unserem Partner kam. Den vegetarischen Tag hat der Caterer von sich aus vorgeschlagen. Er hat damit bei uns aber offene Türen eingerannt. Und unsere Teilnehmer waren begeistert. Gerade bei mehrtägigen Events und hohen Ansprüchen ist ein kompetenter Partner entscheidend.

Also lautet die Devise: Einfach mal ausprobieren?

Genau. Es ist eine Frage des Selbstbewusstseins. Vorangehen ist immer der richtige Weg. Man muss seine Werte klar kommunizieren, auch mal ein Projekt ablehnen, wenn es nicht passt. Vor allem aber müssen wir den Menschen die richtigen Argumente an die Hand geben.

 

Anmerkung der Redaktion: Das Interview erschien zusammen mit weiteren Artikeln & Interviews zum Thema Nachhaltigkeit & Events ursprünglich im PRO SKY Destination Report 2020.

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